Dienstag, 13. Oktober 2009

Tucumán - Encuentro de Mujeres


Der heiße Norden Argentiniens, 20 000 Frauen, 3 Tage - das war das 24. Encuentro de Mujeres in San Miguel de Tucumán. Mittendrin 3 kleine Deutsche - Laura, Lisa und ich.
3 spannende, heiße Tage, in denen wir Zeugen des Unabhängigkeitskampfes der argentinischen Frauen wurden, eine neue Landschaft kennenlernten und einen Miniurlaub genossen - so wie es bei dem Stress eben ging.
Unser Kurztrip startete am Freitagmorgen um halb 12. Mit einem großen Reisebus fuhren wir drei Voluntarias mit 8 Frauen aus unseren Projekten und weiteren Frauengruppen aus der Umgebung los in Richtung Norden. Die 20-stündige Fahrt verlief entspannt ohne Komplikationen, bis auf die Tatsache, dass der argentinische Busfahrer es für angebracht hielt, um halb 2 Uhr nachts den Spielfilm zu starten. Sehr zu unserem Ärger. Schlafen ging dann eher so semigut.
Morgens um halb 10 kamen wir dann an, etwas übermüdet, aber frohen Mutes. San Miguel de Tucumán lockte mit strahlendem Sonnenschein, Palmen und schönen Bauwerken wie dem Congreso und der Casa de Tucumán.
Die Tage verbrachten wir dann entweder in einem der zahlreichen Workshops mit Themen wie Abtreibung (die ist in Argentinien nämlich noch verboten), Gewalt, Homosexualität, Gesundheit, Familie, Kunst und Kultur, Kommunikationsmedien etc., oder im Café um uns mit frischgespresstem Orangensaft zu erfrischen ( der Orangensaft ist hier immer frisch gepresst um kostet umgerechnet nur etwas mehr als 1 Euro), oder auf einem nahegelegenen Berg, um die Aussicht und die Natur zu genießen. War eine willkommene Ablenkung zur Betonwüste Buenos Aires.
Das Thema Abtreibung ist hier äußerst brisant und für mich sehr interessant zu sehen, wie die Frauen hier für Rechte kämpfen, die die deutschen Frauen in den 60er- Jahren mit Alice Schwarzer oder in Frankreich mit Simone de Beauvoir schon längst durchgesetzt haben. Überall liefen Frauen in T-Shirts mit der Aufschrift "Yo aborté" (Ich habe abgetrieben) herum. Erinnerte mich total an die 60-er Jahre-Bewegung in Deutschland. Obwohl ich da ja noch gar nicht geboren war. Da Abtreibung nicht legal durchgeführt wird, sterben jedes Jahr Tausende von Frauen durch illegale verpfuschte Abtreibungen. Der Konservatismus Argentiniens ist hier deutlich zu spüren, wie auch die Tatsache, dass Argentinien "noch nicht so weit" ist wie beispielsweise Deutschland. Auch was Themen wie das Internet betrifft. Große Teile der Bevölkerung sind noch längst nicht "internetfit" und somit von der Modernisierung ausgeschlossen. Auch darüber wurde in den Workshops gesprochen.
Wir haben in einer Schule übernachtet, 10 Frauen in einem Klassenzimmer. Durch die harte Isomatte und Enge im Raum waren die Nächte kein großes Vergnügen. Außerdem gab es nur eine einzige Dusche in der Schule, die darüber hinaus nur kaltes Wasser abgab. Ein Abenteuertrip! Nach dem ganzen Tag in der Hitze und im Straub und Dreck war man aber einfach nur froh, irgendwie mit Wasser in Berührung zu kommen.
Abends sind wir mit den Frauen aus unseren Projekten in ein "Tenedor libre"-Restaurant ("Freie Gabel" - All you can eat) gegangen und haben dort nach argentinischem Brauch Asado und mehr gegessen...wovon auch schon einige Fotos zeugen. Das argentinische Essen ist einfach immer süß oder fettig oder beides. Verhängnisvoll.
Ein Marsch der Frauen in die Stadt zum Zeichen des Protests, der Unabhängigkeit und der Stärke war der krönende Abschluss des 24. Frauentreffens in Tucumàn.
Inhaltlich konnten wir zwar nicht viel aufnehmen, aber die Athmosphäre und die Energie, die diese Tage hergaben, waren beeindruckend und haben nachdenklich gestimmt. Es gibt noch viele Dinge, für die die Frauen hier kämpfen müssen. Mit der Power, die sie in Tucumán gezeigt haben, werden sie ihre Ziele sicher nach und nach erreichen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen