Samstag, 1. August 2009

Un visto a Buenos Aires - meine erste Woche

Meine erste Woche in Buenos Aires ist fast vorbei und es wird Zeit, euch davon zu berichten.
Zuallererst: Ich finde, es ist alles irgendwie anders. Zum einen ist es eiskalt, was mir nach dem Sommer in Deutschland noch sehr schwer fällt. Egal, wie dick ich mich anziehe, ich friere trotzdem..
Aber ich fange von vorne an:
Sonntagmorgen bin ich von Frankfurt nach Buenos Aires geflogen. Der Flug war trotz seiner Dauer von immerhin 13 Stunden recht angenehm und die Zeit wurde durch 2 hotmeals, vielen Getränken und 3 Kinofilmen versüßt. Dann endlich der Höhepunkt des Tages: Die Landung in Buenos Aires - eine Glitzerstadt, die im Dunkeln von oben betrachtet wie lauter Goldtupfer oder wie die Coca-Cola-Weihnachtsstadt aussieht. Es war total beeindruckend auch wegen der Größe der Stadt - wir sind ca. eine halbe Stunde drüber geflogen!
Angekommen im I.S.E.D.E.T, der theologischen Fakultät, war die Erschöpfung dann doch groß und ich war im ersten Moment schon ein klein wenig entsetzt, weil man die Einrichtung hier, die für hiesige Verhältnisse auf jeden Fall noch relativ komfortabel ist, mit europäischen Standards doch nicht zu vergleichen ist. Die Küche ist sehr einfach, nicht die sauberste und es fehlt so viel Geschirr und Besteck, dass wir Joghurt und Müsli aus Tassen und mit Gabeln essen etc.
Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt und wir können auf jeden Fall sehr froh sein, dass wir hier im I.S.E.D.E.T. wohnen dürfen, total zentral und mit netten Studenten.
Die erste Woche ist wie im Flug vergangen:
Montag Kennenlernspiele , Einstufungstest Spanisch und Vortrag über die Geschichte des Cono Sur.
Dienstag Spanischkurs und Besuch in Florencio Varela, dem barrio, in dem in 2 Wochen wohnen und arbeiten werde. Für mich war es das erste Mal, dass ich mit einer solchen Armut konfrontiert wurde. Es gibt außerhalb des Zentrums dieser Provinz, in dem ich leben werde, keine asphaltierten Straßen, nur schlammige Wege, an deren Seiten die Kloake entlangläuft. Die meisten Häuser sind Wellblechhütten, manche sind aus ein paar Steinen zusammengezimmert. Überall liegt Müll, der jeden Tag verbrannt wird, was schwarze Rußwolken zur Folge hat, die über den sonst meist blauen Himmel ziehen. Es gibt fast so viele Hunde wie Kinder und es riecht meist unangenehm. Trotz allem war der Besuch nicht nur deprimierend, sondern der Besuch der sozialen Projekte hat gezeigt, wie die Menschen, die dort leben, versuchen, mit ihrer Situtation umzugehen bzw. sie zu verbessern. Wir haben in der casa abierta, der Zentralstelle der Fundacion Angelelli eine Powerpointpräsentation (!) gesehen, in der die 4 verschiedenen Projekte der Fundacion vorgestellt wurden. In welchem der 4 ich bald arbeiten werde, entscheidet sich nach der ersten "Schnupperwoche", in der wir 4 Mädels uns alle Projekte angucken werden. Sie beginnt am 16. August, wenn wir hier ausziehen und in Florencio Varela ein.
Mittwoch wieder Sprachkurs und nachmittags frei - wir können uns immer für verschiedene Angebote wie murga (argentinischer Trommeltanz) oder artesania (Bänderknüpfen etc.) in Listen eintragen, uns aber auch Tage freinehmen, um diese anderweitig zu nutzen. Mittwochnachmittag bin ich also mit Pia, einer neuen Freundin aus Münster, die in Palermo (einem Stadtteil ziemlich im centro) leben wird, Anna, die auch nach Varela geht und Laura, meiner Mitbewohnerin, mit der subte (U-Bahn) ins centro zum Plaza de Mayo gefahren und wir haben die erste Gelgenheit zum sight-seeing genutzt. Plaza de Mayo, Casa Rosada, der Obelisk, Puerto Madera, die Florida (größte Einkaufsstraße) ...Für mich ist das centro von Buenos Aires, also Capital, wie eine Mischung aus Madrid, Paris, Barcelona und London - schön und spannend. Kommt man jedoch ins barrio etwas außerhalb ändert sich diese Kulisse so komplett, dass man niemals glauben kann, sich nur 60 km von Capital zu befinden.
Donnerstag Besuch ind der deutschen Botschaft (sehr interessant - Vorträge zu den einzelnen Referaten und den Beruf des Diplomaten!) und nachmittags shoppen in der Florida. Pia und ich haben uns die hier typischen Fließjacken für 60 pesos (ca. 12 Euro) gekauft und uns somit modisch schon mal integriert ;)
Freitag nach dem Sprachkurs war ich wieder in Florencio Varela, um mit unserer Chefin zu sprechen und die Wohnung anzugucken. Laura, Lisa, Anna und ich haben uns also um 2 auf den Weg gemacht und waren um halb 5 endlich da - Busfahren ist hier schon abenteuerlich, besonders, weil die Halstellen keine Namen haben und du dich durchfragen und auf den Busfahrer verlassen musst.
Es war eiskalt den ganzen Tag und wir haben alle bitterlich gefroren trotz langer Unterhosen, 3 Pullis, Mütze, Schal...Zusammen mit unseren Vorgängern Simone und Dominik, die uns von der Haltestelle abgeholt haben, sind wir zur merienda (Essensausgabe) in eins der 4 Projekte gefahren und haben dort den Kindern beim murga zugeguckt. Ihr könnt euch diese Kulisse gar nicht vorstellen, ich werde demnächst mal Fotos hochladen aber trotzdem müsst ihr mich besuchen, um das wirklich zu verstehen.
Das centro besteht aus einem Haus, das ein einziger dunkler Raum mit einem Fenster ist, in dessen Mitte ein Tisch und ein paar Bänke stehen und abgetrennt 2 Klokabinen, in denen man mit Wasser aus dem Eimer spült und das Klopapier nicht in die Schüssel werfen darf.
Es zieht total und ist sehr dunkel, auch weil es im Moment um kurz nach 6 schon dunkel wird, wir haben hier schließlich Winter - leider!
Danach sind wir mit unserer Chefin Karina in die casa abierta gegangen um uns dort mit ihr zu unterhalten und über die ersten Wochen aufgeklärt zu werden. Erfreulicherweise habe ich fast alles von dem, was sie gesagt hat, verstanden, was mich sehr erleichtert hat.
Überhaupt wird mein Spanisch mit jedem Tag ein bisschen besser, weil man es ständig hört liest und auch selbst ein wenig spricht.
Abends waren wir dann im centro von Varela in unserer Wohnung, die total süß ist und sehr gemütlich eingerichtet! Von außen sieht das Haus nicht sehr einladend aus, aber dafür von innen umsomehr, ich glaube, dass ich mich in unserer neuen Wohnung sehr wohl fühlen werde!
Sie hat eine kleine Kochecke, direkt wenn man reinkommt, einen Esstisch mit 2 Stühlen, eine Telefonecke mit Matratze, ein Schlafzimmer, das Laura und ich uns teilen werden und ein kleines Bad. Besonders über das Telefon mit supergünstigen Tarifen nach Deutschland freue ich mich sehr :) Schließlich waren wir im Pizza libre in Varela essen - all you can eat für 15 pesos (3 Euro!!) und haben uns ein bisschen aufgewärmt und den Hunger gestillt. Die Rückfahrt, die auch ca. 2 Stunden gedauert hat, wurde genutzt um ein bisschen zu schlafen bevor wir dann feiern gegangen sind.
Um 1 waren wir schließlich in der Uni und um 3 standen wir, eine Großgruppe von ca.20-25 Leuten vor einer riesigen Disco in einer langen Schlange in der Kälte...Das Obskure ist, dass es in der Disco selber genauso kalt war wie draufen und wir trotz Pulli und Tanzen die ganze Nacht lang gefroren haben...was uns nicht davon abgehalten hat, bis 7 Uhr morgens zu bleiben und dann erst mit dem Taxi eine halbe Stunde für 30 pesos (6 euro!) zum I.S.E.D.E.T. zurückzufahren.
Heute haben wir dann erstmal wenigstens ein bisschen ausgeschlafen, weil um 2 eine Stadtrundfahrt mit dem Bus angeboten wurde, die ich nicht verpassen wollte! Die Fotos davon werde ich bald wahrscheinlich bei studi hochladen, sehr beeindruckend :) Leider war es so kalt, dass es oben auf dem Bus fast nicht auszuhalten war...
Jetzt sind wir alle zurück und sitzen wie jeden Abend im Gemeinschaftsraum, kochen und essen in Kleingruppen, chatten, skypen, schreiben blog und reden.
Morgen wird hoffentlich ein entspannter Tag - nach der anstrengend Woche wäre ein bisschen Ruhe nicht schlecht.
Ich fühle mich sehr wohl hier, jeden Tag fühle ich mich der Stadt mehr zugehörig, es ist nicht mehr alles so fremd, obwohl man trotzdem jeden Tag von neuem von irgendetwas überrascht wird, ich kenne mich schon ein bisschen aus, verstehe die Leute besser und besser und kann mich an den Gedanken, ein ganzes Jahr hier zu verbringen, immer mehr gewöhnen.
Ich bin sehr gespannt auf die erste Zeit in Varela nach dem Seminar hier, die sicherlich noch eine große Umstellung darstellen wird. Ich freue mich..auch über Nachrichten von euch!
Ich grüße euch, alles Liebe,
eure Laura

1 Kommentar:

  1. Hört sich ja alles recht interessant an :)
    Da bin ich ja mal gespannt auf die Bilder.
    Halt uns weiter auf dem laufenden,

    gute Nacht
    Christian

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